Vakuumgläser: Weniger ist mehr

Mit einem Vakuum zwischen den Fensterscheiben lässt sich mit dünnen Fensterscheiben eine sehr gute Wärmedämmung erreichen. Interessant ist diese Technologie beispielsweise bei filigranen historischen Fenstern. Der heilige Gral der Fenstersanierung? Eine kritische Betrachtung.

Herkömmliche Fenster sind zwischen den Glasscheiben mit Edelgasen gefüllt. In der Regel kommen dabei Argon, Krypton oder ein Gemisch zum Einsatz. Die Gase sind geruch- und farblos, ungiftig und reaktionsträge, bewegen sich langsamer als Luft, und im geschlossenen Fensterzwischenraum findet Konvektion nur langsam statt. Im Winter entweicht so weniger Wärme durch die Fenster und im Sommer gelangt weniger Hitze in das Gebäude. Welches Gas zum Einsatz kommt, hängt vom Abstand der Glasscheiben ab. Optimal für Argon ist ein Abstand von etwa 16 mm, für Krypton reichen schmale 12 mm.

Neue Technologie, die überzeugt

Eine sinnvolle Alternative zu solchen herkömmlichen Isoliergläsern sind die neuartigen Vakuum-Isoliergläser. Wie es der Name verrät, wird dabei die Luft zwischen den Gläsern abgesaugt, so dass ein Vakuum entsteht. Es trägt dazu bei, die Wärmeübertragung zu verhindern. Mit einer zwischen 8 und 10 mm dicken Zweifachverglasung erreichen die Gläser einen U-Wert von 0.7 Wm2/K, der sonst nur mit einer dreifachen Verglasung zu erreichen ist. Ein weiterer Vorteil gegenüber drei Fensterscheiben ist der rund 15% grössere Lichteinfall – dieser spielt eine grosse Rolle für das menschliche Wohlbefinden. Gerade bei denkmalgeschützten Objekten sei beim Fensterglas jeder eingesparte Millimeter wertvoll, betont Stephan Hasler, Geschäftsführer von Quadra Ligna: «Die meist filigranen Fenster können so energetisch auf den neusten Stand gebracht werden, ohne dass das Erscheinungsbild leidet.»

Der heilige Gral?

Sind Vakuumisolierfenster also die besseren Fenster, wenn es um die Renovation historischer Gebäude geht? Trotz vieler Vorteile gäbe es auch Nachteile, räumt Hasler ein: «Noch sind die Fenster deutlich teurer und die Lieferfristen lang. Dies hängt vor allem mit der geringen Verbreitung dieser Fenster zusammen und wird sich wohl erst mit steigenden Stückzahlen ändern.» Einen kleinen ästhetischen Makel gibt es auch: Auf den Scheiben ist bei sehr genauem Hinsehen ein Punktraster erkennbar. Es entsteht durch die keramische Abstützung, damit sich die dünnen Scheiben nicht durchbiegen. Abstriche müssen oft auch bei der Isolationsleistung der Fenster in Kauf genommen werden: «Leider kann trotz des guten U-Werts der Fenster am Glas-Randverbund eine Wärmebrücke entstehen. Diese sollte idealerweise mit einem tiefen Glaseinstand – also dem Teil des Glases, der im Holz verschwindet – kompensiert werden», erklärt Hasler. Es ist möglich, dass sich sich am Rand Kondensat bilden kann.

Gelungenes Resultat

Bei einem Projekt an einem denkmalgeschützten Objekt im Bruderholzquartier durfte Quadra Ligna die Vorteile dieser innovativen Technologie unter Beweis stellen. Es galt, 47 Flügel zu renovieren, allerdings ohne – wie sonst üblich – die Rahmen aufzudoppeln. Dazu Hasler: «Nachdem unsere Mitarbeitenden die Flügel in die Werkstatt geholt hatten, entfernten sie das Glas und verbreiterten mit der Fräse den Glasfalz, da die alten Scheiben dünner waren. Anschliessend legten sie das acht Millimeter starke Vakuumglas ins neu geschaffene Silikonbett ein und bestückten die Scheiben mit Rekonstruktionssprossen. An allen Flügeln wurden zudem neue Wetterschenkel aus Eiche angebracht – jetzt halten sie wieder Regen und Wind stand. Zum Schluss erhielt jedes Fenster noch neue Kittfugen sowie einen neuen Anstrich.». Für eine rundum gelungene energetische Sanierung ersetzten die Fachleute von Quadra Ligna zudem auch das Glas der wunderschönen Haustüre mit Vakuumscheiben.

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